
Haltungsschäden bei Kindern – Was Eltern wissen sollten
Die Zahl der Kinder mit Haltungsschäden hat sich in den letzten Jahrzehnten stark erhöht. Vor 50 Jahren waren etwa 20 % der Kinder betroffen – heute sind es bereits 45 %. Das bedeutet: Fast jedes zweite Kind leidet an Problemen, die oft durch Bewegungsmangel und Fehlhaltungen entstehen.
Kinder sitzen heutzutage etwa 8,5 Stunden täglich – sei es in der Schule, bei den Hausaufgaben, beim Essen oder vor dem Bildschirm. Dadurch fehlt es vielen Kindern an Bewegung, was sich negativ auf ihre Haltung und Gesundheit auswirkt.
Bewegung ist entscheidend
Um Haltungsschäden vorzubeugen, ist ausreichend Bewegung bereits im Kindergartenalter besonders wichtig. Doch immer weniger Kinder begeistern sich für Sport, und die Folgen von Bewegungsmangel werden später sichtbar:
- Jeder Zweite über 30 hat Rückenprobleme.
- Jeder Dritte über 40 leidet an Arthrose.
Regelmäßige orthopädische Untersuchungen sind wichtig
Orthopäden empfehlen verschiedene Vorsorgeuntersuchungen, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen:
1. Säuglingsalter (4. bis 6. Lebenswoche): Eine orthopädische Untersuchung hilft, Fehlentwicklungen wie eine Hüftdysplasie oder andere Fehlstellungen früh zu erkennen und zu behandeln. Besonders im ersten Lebensjahr können viele Probleme mit einfachen Maßnahmen gut behoben werden.
2. Kleinkindalter (ab 2 Jahren): Ab dem zweiten Lebensjahr wachsen Kinder langsamer, und Fehlstellungen lassen sich schwieriger korrigieren. Regelmäßige Kontrollen sind daher wichtig, um Probleme rechtzeitig zu behandeln.
3. Schulalter:
- Wirbelsäule: Häufig treten Fehlhaltungen oder Überbelastungen der Wirbelsäule auf.
- Knie und Füße: Probleme wie O-Beine, X-Beine oder Fußfehlstellungen sollten von einem Orthopäden beurteilt werden.
Bei der Schuleingangsuntersuchung prüft der Orthopäde außerdem, ob das Kind bereits in der Lage ist, längere Zeit ruhig zu sitzen. Eltern sollten zudem darauf achten, dass ihre Kinder ergonomische Arbeitsmöbel nutzen und die Schultasche richtig getragen wird (am besten auf dem Rücken und nicht zu schwer).
4. Jugendalter (14–16 Jahre):
Zum Ende der Wachstumsphase und während der hormonellen Umstellung (z. B. in der Pubertät) empfehlen Orthopäden eine erneute Untersuchung. Fehlwachstum, Haltungsschäden oder eine unzureichende Knochenentwicklung können so rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Haltungsschäden vermeiden – Tipps für den Alltag
- Bewegung fördern: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich täglich ausreichend bewegt, sei es beim Spielen, Sport oder Spazierengehen.
- Rückenfreundliche Möbel nutzen: Schreibtisch und Stuhl sollten auf die Größe des Kindes angepasst sein.
- Richtig sitzen: In der Schule soll das Sitzen dynamisch durchgeführt werden, das bedeutet, die Sitzposition möglichst alle 10 Minuten zu verändern.
- Schultasche richtig tragen: Achten Sie darauf, dass die Tasche nicht zu schwer ist und gleichmäßig auf dem Rücken getragen wird.
Berufswahl und Bewegung
Auch bei der Berufswahl sollten körperliche Voraussetzungen berücksichtigt werden. Ein Orthopäde kann hier beratend zur Seite stehen, besonders wenn Fehlwachstum oder Haltungsschäden vorliegen.
Hilfe durch das Vorsorge-Diagramm
Das Vorsorge-Diagramm der Aktion Orthofit bietet Eltern hilfreiche Informationen über alterstypische Gesundheitsrisiken und mögliche Behandlungsmethoden. So können Sie sicherstellen, dass Haltungsschäden frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Quelle: Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
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