
Gehirnerschütterungen bei Kindern erkennen, verhindern und richtig behandeln
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 50.000 bis 60.000 Kinder eine Gehirnerschütterung oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Die meisten Fälle sind mild und erfordern keinen Krankenhausaufenthalt. Dennoch ist es wichtig, dass Eltern die Anzeichen kennen und wissen, wie sie handeln müssen. Im Folgenden finden Sie verständliche Informationen und hilfreiche Tipps.
Was ist eine Gehirnerschütterung?
Eine Gehirnerschütterung ist die mildeste Form eines Schädel-Hirn-Traumas und entsteht durch einen Sturz oder einen Schlag auf den Kopf. Dabei kommt es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns. Auch wenn sie oft harmlos ist, sollte eine Gehirnerschütterung – besonders bei Babys und Kindern – ernst genommen und im Zweifelsfall von einem Arzt untersucht werden.
Woran erkennen Eltern eine Gehirnerschütterung?
Die Symptome können je nach Alter unterschiedlich sein:
Bei Säuglingen:
Besondere Vorsicht ist geboten, da Babys ihre Beschwerden nicht äußern können. Mögliche Anzeichen sind:
- Erbrechen
- Übermäßige Müdigkeit
- Verhaltensänderungen (z. B. ungewöhnliches Weinen oder Reizbarkeit)
Bei älteren Kindern:
Hier treten häufiger klare Symptome auf, wie:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit oder Erbrechen
- Schwindel
- Verwirrtheit oder Schläfrigkeit
Wichtig: Manche Symptome zeigen sich erst Stunden oder Tage nach der Verletzung. Daher ist es wichtig, Ihr Kind nach einem Unfall gründlich zu beobachten.
Wann sollten Eltern sofort einen Arzt aufsuchen?
Einige Warnzeichen erfordern eine sofortige medizinische Abklärung:
- Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
- Wiederholtes Erbrechen
- Starke Kopfschmerzen
- Übermäßige Müdigkeit oder Verwirrtheit
- Krampfanfälle
- Sichtbare Verletzungen am Kopf
- Unterschiede in der Pupillengröße
- Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
- Gespannte Fontanelle bei Babys
Falls eines dieser Symptome auftritt, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt oder eine Notaufnahme auf.
Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung?
Die meisten Kinder erholen sich vollständig von einer Gehirnerschütterung, wenn sie ausreichend Zeit zur Erholung bekommen. Säuglinge sind jedoch besonders gefährdet, da ihr Nervensystem noch nicht vollständig entwickelt ist.
Achten Sie auch auf mögliche Langzeitfolgen wie das sogenannte postkommotionelle Syndrom (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsprobleme), das bei etwa 10-15 % der Kinder auftreten kann, insbesondere nach wiederholten Kopfverletzungen.
Was können Eltern tun, um Gehirnerschütterungen zu verhindern?
Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen lassen sich viele Stürze und Kopfverletzungen vermeiden:
Zu Hause:
- Schutzgitter an Treppen und Fenstern anbringen
- Möbelkanten polstern
- Stolperfallen beseitigen
- Babys niemals unbeaufsichtigt auf Wickeltischen oder anderen erhöhten Flächen liegen lassen
Im Freien:
- Kinder sollten beim Radfahren, Skateboarden oder ähnlichen Aktivitäten immer einen Helm tragen
- Auf Spielplätzen auf sichere Geräte und die Einhaltung von Spielregeln achten
Im Auto:
- Verwenden Sie altersgerechte Kindersitze
Wie behandle ich mein Kind zu Hause nach einer Gehirnerschütterung?
Falls keine schweren Symptome auftreten und Ihr Kind zu Hause bleiben kann, sollten Sie Folgendes beachten:
- Beobachten Sie Ihr Kind genau:
Achten Sie auf mögliche Veränderungen wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder ungewöhnliche Müdigkeit. - Ruhe ist entscheidend:
Körperliche und geistige Ruhe hilft bei der Heilung. Vermeiden Sie laute Reize, Bildschirmzeit oder anstrengende Aktivitäten. - Erholungszeit:
Ihr Kind sollte sich mindestens 24 bis 48 Stunden ausruhen, bevor es wieder zu normalen Aktivitäten zurückkehrt.
Wie beurteile ich eine Beule am Kopf?
Nicht jede Beule ist gefährlich:
- Harte Beule: In der Regel harmlos.
- Weiche, teigige Schwellung: Kann auf einen Schädelbruch hinweisen – in diesem Fall sofort einen Arzt aufsuchen.
Beulen an der Stirn mit weicher Schwellung in der Mitte sind meistens unbedenklich, sollten aber dennoch beobachtet werden.
Zusammenfassung: Warnzeichen einer Gehirnerschütterung
Hier eine Übersicht der Symptome, bei denen Eltern handeln sollten:
- Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
- Wiederholtes Erbrechen
- Starke Kopfschmerzen
- Übermäßige Müdigkeit oder Schläfrigkeit
- Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen
- Vermehrtes Weinen bei Babys
- Unterschiede in der Pupillengröße
- Krampfanfälle
- Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
- Gespannte Fontanelle bei Babys
Wenn Sie unsicher sind oder Ihr Kind ungewöhnlich verhält, suchen Sie lieber einmal zu oft einen Arzt auf. Die Gesundheit Ihres Kindes hat oberste Priorität!
Quelle: Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
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