Der Oskar Medizin-Preis zählt zu den renommiertesten und mit 50.000 Euro zu den höchstdotierten Auszeichnungen für Ärzte in Deutschland. Er ist dieses Jahr für eine richtungsweisende Strategie zur Rückenschmerzen-Prävention bei Kindern verliehen worden. Die Jury entschied sich einstimmig für die wissenschaftliche Arbeit des dreiköpfigen Forscherteams aus Ostbayern unter Projektleitung von Prof. Joachim Grifka, dem Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg, Prof. Petra Jansen (Lehrstuhlinhaberin am Institut für Sportwissenschaft, Universität Regensburg) und Dipl. Sportwissenschaftlerin Silvia Dullien (Orthopädische Uniklinik). Der Preis wurde beim DKOU überreicht.
Rückenschmerzen sind heute eine Volkskrankheit. Weit über zwei Drittel aller Deutschen sind betroffen. „Gezieltes Rückentraining schon vom Kindesalter an ist der wirksamste Schutz vor späteren Rückenbeschwerden“, sagt Prof. Dr. Grifka. Das Ziel des jetzt mit dem Medizin-Oskar ausgezeichneten Projekts „Rückenfit – unsere Schule macht mit“ ist es, bereits zehn bis zwölfjährigen Kindern das nötige Rüstzeug, also eine Gebrauchsanweisung für einen gesunden Rücken, mit auf den Lebensweg zu geben. „Gerade die kindliche Wirbelsäule ist in Wachstumszeiten – ab dem zwölften Lebensjahr setzt der pubertäre Wachstumsschub ein – besonders anfällig für Störungen“, so die Sportwissenschaftlerin Silvia Dullien. Das von der Forschungsgruppe entwickelte Trainings- und Präventionsprogramm wurde gezielt so strukturiert, dass es sich problemlos und ohne Mehraufwand für die Lehrer in den Schulalltag integrieren lässt.
Das Projekt „Rückenfit – unsere Schule macht mit“ wurde im Rahmen der Studie über ein Schuljahr an verschiedenen 5. Klassen im Alltag getestet. Dabei lernten die Kinder, wie ihr Rücken aufgebaut ist, was ihn krank macht und was man selbst für einen gesunden Rücken tun kann. Tägliche Rücken-, Kräftigungs- und Mobilisierungsübungen im Klassenzimmer während oder zwischen den Unterrichtsstunden gehörten dabei ebenso zum Programm wie die Verpflichtung, jede Sportstunde mit mindestens einer Kräftigungsübung für die Bauch- und Rückenmuskulatur zu beginnen. Alle 10 Minuten wurden die Kinder von den Lehrkräften außerdem angehalten, ihre Sitzposition zu ändern, um so andauernde Fehlbelastungen im Sitzen und damit Überlastungen der Rückenstrukturen zu vermeiden.
„Der Erfolg des täglichen systematischen Rückentrainings war im Zuge der einjährigen Praxiserprobung eindrucksvoll und messbar”, sagte Jansen. Der Wissenstest am Ende des Schuljahres habe im Vergleich zur Kontrollgruppe gezeigt, dass die Kinder ein umfassendes Problembewusstsein und Wissen zum Thema „Gesunder Rücken” erworben hätten. Dieses Wissen sei die Grundlage für eine anhaltende Verhaltensänderung mit mehrfachem Nutzen. Eine Parallelstudie des beteiligten Wissenschaftlerteams hatte gezeigt, dass Rückenprogramme bei Kindern auch deren motorische Fähigkeiten verbessern.
Quelle: Asklepios Klinkum Bad Abbach